Schlagwort-Archive: Die Ahnen

Thingstätte

Veröffentlicht unter Allgemein, Geschichten

Zum ersten Mal kam ich mit einem Thingplatz in dem kleinen Dörfchen Dingstede in Berührung. Ein Hinweisschild führte mich zu einer Stelle, die von Granitsteinen umgeben war. Ein besonders großer Stein markierte das Zentrum. Auch wenn dieser Platz nur rekonstruiert war,  so sah er doch beeindruckend aus und versetzte mich in eine vergangene Zeit. Aber was hat es mit einem Thingplatz auf sich?

P6300688L

Thingplatz bei Dingstede

Ein Thingplatz oder Dingplatz ist ein Ort, an dem Volks- und Gerichtsversammlungen nach altem germanischen Recht unter freiem Himmel abgehalten wurden. Es waren besondere energetische Plätze. Sie mussten zentral liegen und gut zu finden sein. Häufig wählte man erhöhte Stellen (oft auch Grabhügel) oder Plätze mit markanten Aussehen und alten Bäumen, vor allem Linden (Gerichtslinde) und Eichen. Der Thingplatz war ringsherum eingehegt, meist mit Steinen oder Haselstangen, und darin galt der Thingfriede.
Das Wort Thing = Ding deutet auf das nordische „ting“ hin, eine Versammlung, in der Dinge besprochen und festgelegt werden. So heißt das isländische Parlament Al-ting, das dänische Parlament Folke-ting. Im deutschen Sprachgebrauch finden wir es z.B. noch unter ding-lich (ursprünglich „das Gericht betreffend), in Be-ding-ung, be-dingt, jemanden ding-fest machen.

P1030264k

Die wohl berühmteste Thingstätte in Ostfriesland ist der Upstalsboom.

In der Nähe von Aurich, auf einem frühmittelalterlichen Grabhügel gelegen, trafen sich hier regelmäßig vor mehr als 800 Jahren die Volksvertreter und Abgesandten der sieben friesischen Seelande. Hier wurde Recht gesprochen und gemeinsame Beschlüsse zur Verteidigung der Freiheit und der Bewahrung des Friedens gefasst.

Quelle: Foto von einer Hinweistafel vor Ort.

 

 

Auch heute noch besitzt dieser Ort ein mystisches Flair. Über eine Baumallee erreicht man diese Anlage. Die Steinpyramide wurde 1833 zur Erinnerung an diese alte friesische Versammlungsstätte errichtet.

P1030262LUpstalsboom bei Aurich

 

Schlagwörter: , , | 2 Kommentare

Mittler zwischen Himmel und Erde

Veröffentlicht unter Geschichten

Eine junge Familie lebt im Haus ihrer Vorfahren. Sie haben es umgebaut und nach ihren Bedürfnissen eingerichtet. Eigentlich sind sie recht glücklich, die Eltern und ihre Kinderschar. Aber manchmal überkommt sie eine Unruhe, die die Kinder streiten läßt und die Nächte schlaflos macht. Es entstand das Gefühl, dass es noch „Andere“ im Haus gibt die den Frieden stören. Die Ahnen! Wie kann man ihnen vermitteln, dass sie das Haus verlassen und an den „für sie bestimmten Ort“ gehen sollen. Vielleicht sollte man erst einmal danke sagen für das schöne Anwesen, das sie ihrer Familie hinterlassen haben und ihnen dann sagen dass sie gestorben sind und längst im Himmel sein könnten – im Paradies.

Um die Seelen der Verstorbenen dahin zu geleiten, hat die Familie ein Fest gefeiert, Kerzen angezündet und diese unter den großen Baum vor dem Haus getragen. Da Bäume die Mittler zwischen Himmel und Erde sind, fanden die Ahnen schnell den Weg ins Himmelreich. Von da schauen sie nun zufrieden auf ihre zu Lebzeiten errichtete Wohnstätte und freuen sich über die neue Nutzung ihrer Nachkommenschaft.

Die junge Familie lebt seither in Frieden und Harmonie.

Schlagwörter: | Hinterlasse einen Kommentar